Göttingen [ENA] Das Thema Saftkuren ist ein beliebtes Gebiet bei verschiedenen Einzelhändlern geworden. Mit Werbung von vielen angeblich gesunden Inhalten, die ja in den einzelnen Flaschen stecken, und die Aussicht auf gute Abverkäufe lassen die Kassen zusätzlich in schwierigen Absatzzeiten klingeln.
Während Netto und Aldi mit ihrem Feel Good Box Drink Programm und Rio Dóro` Saft Paket inzwischen insbesondere bei Netto in regelmäßigen Abständen auf sich aufmerksam gemacht wird, scheinen nun auch Lidl und Kaufland das tolle Produkt für sich entdeckt zu haben. Bereits im März 2022 habe ich schon einmal ausführlich über die Saftkur von Aldi berichtet, in der 2. Januarwoche 2023 hatte Aldi und Netto gleichzeitig ihre Saftkuren im Prospekt, ab 20.2. – 25.2.2023 ist bei Netto wieder eine Saftkur im Werbeprospekt. Da der Aldibericht damals recht umfangreich war, werde ich jetzt nicht wieder die Schlüsselpunkte erklären, Sie können bei Bedarf den Bericht unter: https://www.politikforum.eu/Aldisaft06032022.pdf abrufen.
Im Prinzip ist das Ganze bei Netto genauso wie bei Aldi aufgebaut: Sie bekommen 6 verschiedene Trinkflaschen mit je 330 ml gemischten Säften darin. Enthalten sind die Geschmacksrichtungen Flasche 1 – 6 (jeweils nummeriert): Apfel, Ananas, Kiwi, Limette, Chia, dann Apfel, Himbeer, Aronia, Chia, dann Apfel, Ananas, Orange, Acerola, Yuzu, dann Apfel, Traube, Himbeer, Acerola und andere Früchte, dann Orange, Karotte, Mango, Ingwer und schließlich Apfel, Rote Bete, Himbeer, Ingwer. Bei der 1 Tages Trinkkur sollen sie morgens , mittags und abends je 2 Flaschen trinken, um mal so richtig was Gutes für ihren Körper zu tun.
Nennt sich ja nicht umsonst Feel Good Drink Programm. Was in den Werbeprospekten natürlich nicht verraten wird: Was sind denn so die Zutaten in den Flaschen ? Bevor ich dazu komme, ein Vergleich der beiden Netto Prospekte aus dem Januar zu dem aktuellen Prospekt. Während im Januar die Empfehlung noch viel weiter ging, da war noch davon die Rede, der Kunde dürfe entscheiden, ob er die Saftkur einen oder gleich mehrere Tage machen wolle (wie großzügig), wird in dem neuen Prospekt das Produkt ohne weiteren Kommentar angeboten.
Macht aber nix, ich habe mir mal angeschaut, was daran so gesund ist. Und o Wunder, die Flaschen enthalten allesamt einen hohen Anteil von Zucker, so in der Regel zwischen 8 – 10g pro 100g. Im Schnitt also 9g, macht bei 330 ml pro Flasche rund 30g Zucker, bei 6 Flaschen pro Tag 180g Zucker. Verschiedene Experten wie die Deutsche Ärztezeitung, die WHO und allgemeine Ärzte empfehlen maximal 50g Zucker pro Tag bei einem Erwachsenen, der ca.2000 kcal zu sich nimmt. Bei geringer oder keiner körperlicher Arbeit sind weniger kcal pro Tag sinnvoll; bei Übergewicht, Diabetes und andere besondere Fälle ist es fraglich, ob der Saft daher gesund ist oder eher nicht.
Sucht jemand womöglich bei Netto Online nach weiteren Informationen zu der Saftkur, wird auf eine Frühstücksseite geleitet, die aber eher durch Produktwerbung für ein Frühstück glänzt als durch Aufklärung zu den Produkten. Weder unter „ Süßes Frühstück „ noch unter „ Frühstücks – Getränke „ fand ich Informationen zu den Säften. Stattdessen fand ich einen Bericht über die verschiedensten Saftkuren, die angeboten werden. Und zwar auf einer Webseite von Kaufda.de, Rubrik Insights, was soviel wie „ Einblicke „ bedeutet.
Kaufda.de ist eine Internetseite oder auch als App erhältlich, wo der Nutzer die meisten Prospekte von Einzelhändlern im Vorfeld online durchblättern kann, quasi ist Gesamtdeutschland verfügbar, aber nicht jeder Einzelhandel. Also eine Werbeplattform. In diesem Bericht werden die Saftkuren hochgelobt, von Initialzündung, Ernährungsumstellung und gesündere Lebensweise ist im Bezug auf Saftkuren die Rede. Und als Erklärung, warum man unbedingt eine Saftkur machen sollte: Eine Auszeit von ungesunden Lebensmitteln. Die Frau muß es ja wissen. Denn in Ihrer kleinen Selbstdarstellung schreibt Sie davon, Ihr Herz an allerlei Kuriositäten verloren zu haben, ausserdem schwärme Sie für Konzerte und Sneakers.
Genau richtig, dann solche Berichte zu schreiben, damit kann man sicherlich richtig gutes Geld verdienen. Denn wenn ich ihre Email anschaue, sehe ich, sie scheint bei der Firma Bonial angestellt zu sein, denn deren Email – Endung verwendet sie. Und diese Firma rühmt sich eine der größten Werbeplattformen überhaupt zu sein, kein Wunder, ist sie doch ein Teil von Axel Springer SE. Was sagt Bonial auf seiner Internetseite: Erfindet Prospekt Werbung neu – Bestmögliche Bewerbung der Produktwelt von Einzelhändlern – Seit 14 Jahren individuelle Marketinglösungen für über 1500 Einzelhändler.
Danke reicht, ich will ja keine Werbung für diese Firma machen. Aber eines ist klar: Hier geht es nicht um eine seriöse Einschätzung eines Produktes, sondern um reine Produktplatzierung und Verkaufsförderung. So ist der Bericht aber nicht gekennzeichnet, sondern eher als ein redaktioneller Beitrag.