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Vor genau 40 Jahren, am 31. Januar 1983, wurden in Würzburg zwölf Studenten mit Thallium vergiftet – einer von ihnen starb, ein weiterer wurde zum Invaliden. Der Fall ist bis heute ungeklärt.
Es waren Bier- und Saftflaschen, die mit dem geruchs- und geschmacksneutralen Schwermetall Thallium versetzt waren. Am 31. Januar 1983 waren die Getränke an insgesamt drei Orten in Würzburg abgestellt worden: vor dem Hörsaal der Medizinstudenten und in zwei Wohnheimen. Zwölf Studenten wurden vergiftet. Einer davon starb an den Folgen der Vergiftung, einer wurde zum Invaliden.
Wer diesen Thallium-Anschlag verübt hat und warum, das ist bis heute unklar. Von der Würzburger Staatsanwaltschaft heißt es dazu auf Anfrage: "Der Fall ist nach wie vor ungeklärt. Er gilt als sogenannter "Altfall" oder auch "Cold Case". Da Mord nicht verjährt, wird der Vorgang in unregelmäßigen Abständen durch die Polizei auf neue Ermittlungsansätze überprüft. Gibt es neue Erkenntnisse? Gibt es neue Ermittlungsmethoden?" Vor einigen Jahren sei der Fall erneut überprüft worden. "Hier haben sich aber keine Ansätze ergeben. Derzeit "ruht" das Verfahren, ist aber nicht endgültig geschlossen", so die Staatsanwaltschaft.
Einer der vergifteten Studenten war Klaus Peter Schaumann. 40 Jahre nach dem Anschlag erinnert er sich zurück. Er hatte zwei Schlucke vergifteten Orangensaft getrunken, den eine Mitbewohnerin seiner Wohngemeinschaft nach ihrer Vorlesung mitgebracht hatte. Es hatte einige Zeit gedauert, bis die Dimension des Vorfalls deutlich wurde. "Wir sind erst zu einem Arzt um die Ecke gegangen, weil wir uns eigentlich nicht krank gefühlt haben", berichtet Schaumann.
"Zuerst waren wir euphorisiert und aufgedreht, bis dann die Schmerzen gekommen sind – in den Fingerspitzen, den Beinen, den Füßen, hinter der Brust", erinnert sich Schaumann. Erst in der Uniklinik sei ihm deutlich geworden, dass die Giftmengen, die er intus hatte, ohne Behandlung tödlich sind. "Im Grunde haben wir wahnsinniges Glück gehabt", sagt er. Mehrere Wochen waren die Betroffenen in der Würzburger Uniklinik auf der Intensivstation. Über die umfassende Betreuung und Behandlung durch Mediziner und Pflegekräfte dort ist Schaumann bis heute dankbar.
Vom Thallium fielen den Vergifteten die Haare aus. Sie bekamen Dialyse und mussten über 20 Liter pro Tag trinken, um die Metalle aus dem Körper zu spülen. "Letztlich nach 40 Jahren habe ich eine große Dankbarkeit, dass ich das überleben durfte", sagt Klaus Peter Schaumann. Folgeschäden trug er keine davon. Auch seinen Mitbewohnern, zu denen er immer noch Kontakt hat, gehe es gut.
Dass das "wer" und das "warum" in diesem Fall noch immer nicht geklärt sind, hat er akzeptiert. "Als vernünftiger Mensch wüsste man es gerne, aber wir werden damit leben müssen", so Schaumann. Die Polizei hatte damals eine Sonderkommission gegründet und war hunderten Hinweisen nachgegangen. Für die Ergreifung des Täters waren 15.000 Mark Belohnung ausgesetzt. Vor dreizehn Jahren hatte die Staatsanwaltschaft dann erneut Ermittlungen aufgenommen, doch der Verdacht gegen den damals vermeintlichen Täter war nicht haltbar. So bleibt der Fall bis heute ungeklärt.
Klaus Peter Schaumann wurde vor 40 Jahren vergiftet
Thallium ist ein weiches, graues Schwermetall, das geruchs- und geschmacksneutral ist. Es ist dem Blei sehr ähnlich und äußerst giftig. Zum Einsatz kam Thallium häufig als Rattengift. Doch das ist in Deutschland seit vielen Jahren verboten. Menschen können das Schwermetall über die Haut aufnehmen, aber auch über die Atemwege und den Verdauungstrakt. Eine Vergiftung mit Thallium führt zu Magenschmerzen und zu Schäden am Nervensystem, in manchen Fällen auch zum Tod. Wenn man eine Vergiftung überlebt, kann es zu bleibenden Schäden am Nervensystem kommen. In der Natur kommt Thallium in vielen Gesteinen und somit auch im Boden vor.
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