Ralf Brückner schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zu Erdbeeren und dem Klimawandel.
Natürlich haben Sie recht, lieber Herr Müller, ... ... man soll nicht immer Sachen aus der Kategorie „Opa erzählt vom Krieg“ aufs Tablett heben, indes: Als ich am Montag quer durch die Stadt zur Redaktion lief und mir dabei angesichts des Spätewinter-Einbruchs fast den Hintern abgefroren hätte, da lud der Obst- und Gemüsehändler gerade stiegenweise frische Erdbeeren aus ... Sehen Sie, Herr Müller, ich habe früher, als Kind, auch schon im Februar Erdbeeren gegessen – allerdings aus dem Einweckglas heraus, falls dann noch eins davon übrig war. Und ich könnte Ihnen einiges darüber erzählen, wie viel Aufwand mein Vater und meine Mutter damals betrieben haben, um a) diese Erdbeeren im Sommer im eigenen Garten in größeren Mengen heranwachsen zu lassen und b) sie so in die Einweckgläser zu bringen, dass Letztere dann auch wirklich bis Ende Februar dichtgeblieben sind. Kennen Sie die Wirkweise von Einkoch-Behältern noch? Wissen Sie, wie lange die Gläser darin „rumpeln“ mussten, bis man sie als Wintervorrat in den Keller stellen konnte?
Ich will nun wirklich niemandem zumuten, heutzutage wieder diesen ganzen Aufwand zu betreiben, wenn man doch alternativ frische Erdbeeren erwerben kann, die über Tausende Kilometer und teils von anderen Kontinenten herbeigeschafft werden. Aber ich akzeptiere es andererseits auch nicht, wenn meiner Generation immer vorgeworfen wird, sie sei für den Klimawandel verantwortlich ...
Mit freundlichen Grüßen